Ein Edelkrebs erzählt

Ich - der Edelkrebs - König der Flußkrebse

Im Juni, wenn das Wasser schon schön warm ist, schlüpfe ich aus meiner Eischale und bin dann bereits ein richtig kleines Abbild meiner Eltern. Rasch suche ich mir ein sicheres Versteck, denn allerhand Wasserbewohner wie Insektenlarven, Rückenschwimmer, Goldrandkäfer und gefräßige Fische wollen mir ans Leder.  

Meine Nahrung besteht jetzt überwiegend aus Fadenalgen und weichblätterigen Wasserpflanzen.

Weil ich rasch wachse und dann keinen Platz mehr im alten Panzer habe, häute ich mich im ersten Jahr 8 - 10 mal - später seltener.

Meine Körperfarbe ist braun, dunkelbraun oder auch grünblau. Die Scheren werden groß und massig- an der Unterseite und am Gelenk des beweglichen Scherenfingers sind sie rot gefärbt. Unter Steinen, Wurzeln, Pflanzen im tieferen Uferbereich oder in meiner selbst gegrabenen Wohnhöhle wird die Dämmerung abgewartet. Jetzt geht's auf Jagd nach Würmern, Schnecken und Muscheln. Ich gebe mich aber auch mit abgestorbenen Pflanzenmaterial und Wasserpflanzen zufrieden.

Nach den Häutungen als "Butterkrebs", ist mein Panzer noch ganz weich. Jetzt bin ich vor allem für Aale und Raubfische leichte Beute. In meiner Heimat sollte es also nur wenige solcher "Feinde" geben. Auch vor Fischotter, Bisam, Mink und Fischreiher muß ich mich in Acht nehmen.  Bereits nach ein paar Tagen bin ich wieder ganz der Alte - nur größer. Weibchen bleiben kleiner und leichter als Männchen, da sie mehr Energie zum Eiaufbau benötigen, außerdem sind ihre Scheren deutlich kleiner.

Am besten gedeihe ich bei Wassertemperaturen von 16 bis 22 Grad im Sommer. Der pH Wert sollte zwischen pH 6 und 8 liegen.

Im dritten Lebensjahr ziehe ich im Oktober auf "Brautschau". Nach der Begattung dauert es noch einige Zeit bis zum Eiausstoß meiner Krebsfreundinnen. Die Eier tragen und pflegen sie am Hinterleib den ganzen Winter bis meine Nachkommen im Juni schlüpfen.

Bis vor 1860 gab es in Europa Edelkrebse in jedem Wiesengraben. Die Krebspest die dann durch ganz Europa zog, vernichtete jedoch -bis auf kleine Restbestände- alle Krebse. Diese Seuche wurde durch amerikanische Krebse eingeschleppt, die teilweise resistent gegen diese Krankheit sind. Schlechte Wasserqualität und Gewässerverbauung taten ihr Übriges. Heute gibt es mich überwiegend nur noch in geschlossenen Gewässersystemen wie Baggerseen, Kies,- und Schottergruben oder Fischteichen. Die Bezeichnung "Flusskrebs" trifft also kaum noch zu.

Damit meine Freunde und ich also gesund bleiben darf ich nur in Gewässer eingesetzt werden in denen nicht schon amerikanische Krebsarten vorhanden sind. In Deutschland sind nur der Dohlenkrebs, Edel- und Steinkrebs heimisch.